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5 Fehler in der Vergütung von kleinen und mittleren Unternehmen

Autorenbild: hubertvogthubertvogt

Zentrale Herausforderungen

Herausforderungen der Vergütungsstrukturen im Mittelstand und wie man sie meistert Aktuell stehen kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland vor erheblichen Herausforderungen in ihrer Vergütungsstruktur. Im Wettbewerb um Fachkräfte steigt der Druck, attraktive Gehälter zu bieten – doch das darf nicht zulasten interner Fairness und Nachhaltigkeit gehen. Im Folgenden beleuchten wir sechs zentrale Problemfelder und zeigen, mit welchen Instrumenten Unternehmensverantwortliche gegensteuern können.


Fehler 1: Ungerechtes Gehaltsgefälle

Viele Unternehmen zahlen neuen Fachkräften im Kampf um Talente höhere Einstiegsgehälter als dem Stammpersonal. Was kurzfristig die Rekrutierung erleichtert, kann langfristig zu Unmut führen, wenn erfahrene Mitarbeitende feststellen, dass sie schlechter bezahlt werden. Die Folge: Frust, drohende Abwanderung und ein ungesundes „Zwei-Klassen“-Gefühl in der Belegschaft.


Wesentliche Abhilfe

  • Transparente Gehaltsrichtlinien und Obergrenzen für den Gehaltsunterschied zwischen Neu- und Bestandsmitarbeitenden

  • Flexiblere Vergütungsmodelle mit variablem Anteil statt überzogener Fixgehälter

  • „Endlastige“ Gehaltsverläufe (zunächst etwas geringeres Fixum, später mehr) zur Schaffung von Fairness über die Zeit




Fehler 2: Fehlende Gehaltsbänder und Stellenbewertungen

Ohne analytische Stellenbewertungen und klare Gehaltsbänder entstehen häufig historisch gewachsene Gehaltsunterschiede oder „Verhandlungsgehälter“. Das führt zu Intransparenz und Unzufriedenheit – besonders in wachsenden Unternehmen, wo Stellenvergleiche über Teams und Standorte hinweg kaum möglich sind.


Wesentliche Abhilfe

  • Einführung einer objektiven Stellenbewertung, die Anforderungen und Verantwortung jeder Position systematisch einstuft

  • Aufbau einer Funktionsarchitektur mit Stellenfamilien und -stufen, damit vergleichbare Jobs auch vergleichbar bezahlt werden

  • Regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Gehaltsbänder, um marktgerecht zu bleiben



Fehler 3: Mangelnde Leistungsorientierung

In manchen Betrieben sind Boni oder Prämien kaum ausgeprägt, sodass alle ähnliche Gehaltsentwicklungen erhalten – unabhängig von ihrer Leistung. Dadurch fehlt ein wichtiger Motivationshebel für High Performer.


Wesentliche Abhilfe

  • Einführung eines anreizwirksamen Bonussystems (z. B. jährliche Zielerreichung, Team- und Unternehmenserfolg)

  • Transparente und faire Leistungsziele, die einen spürbaren finanziellen Unterschied machen

  • Ggf. Kombination aus längerfristigem Bonus und kurzfristigen „Spot-Boni“, um besondere Leistungen zeitnah zu honorieren



Fehler 4: Zu starker Fokus auf Geld statt Kultur

Zusatzleistungen wie Jobtickets, Obstkörbe oder Fitnesszuschüsse sind zwar beliebt, ersetzen aber kein wettbewerbsfähiges Grundgehalt. Gleichzeitig gehen Unternehmen oft davon aus, dass mehr Geld oder mehr Extras allein reichen, während intrinsische Faktoren – etwa sinnstiftende Aufgaben, Entwicklungsperspektiven oder gutes Führungsverhalten – vernachlässigt werden.


Wesentliche Abhilfe

  • Faire, marktübliche Grundgehälter als Basis schaffen

  • Benefits sinnvoll auswählen und aktiv kommunizieren, damit sie wirklich ankommen

  • Eine Kultur der Wertschätzung und Sinnhaftigkeit fördern, um Mitarbeitende auch intrinsisch zu binden



Fehler 5: Fehlende Gehaltsstrategie

Vielen Betrieben fehlt eine klare Positionierung im Markt – etwa ob man über, auf oder unter dem Durchschnitt zahlen möchte. Ein reines „Wir zahlen ungefähr branchenüblich“ führt oft zu teuren Einzelfallentscheidungen und kann Wettbewerbsnachteile bedeuten, wenn das tatsächliche Gehaltsniveau im Markt nicht bekannt ist.


Wesentliche Abhilfe

  • Nutzung von Vergütungsbenchmarks und Marktvergleichen

  • Regelmäßige Überprüfung und bewusste, strategische Festlegung der eigenen Lohnpositionierung

  • Vermeidung hektischer Einzelaktionen, stattdessen ein konsistentes Vorgehen, um Kosten im Griff zu behalten und Talente zu sichern



Instrumente für eine zukunftsfähige Vergütungsstruktur


  1. Analytische Stellenbewertung Systematische Analyse und Punktbewertung aller Positionen nach klaren Kriterien, um Willkür bei Gehältern zu vermeiden.

  2. Funktionsarchitektur und Stellenfamilien Einteilung aller Jobs in Stellenfamilien und -stufen. Macht Karriereschritte transparent und erleichtert faire, vergleichbare Vergütungen.

  3. Gehaltsbandsysteme Für jede Funktionsstufe werden Gehaltsspannen festgelegt, um die Bezahlung zu strukturieren und interne Konsistenz zu wahren.

  4. Variable Vergütung Leistungsabhängige Boni oder Prämien erhöhen Motivation und fördern High Performer. Wichtig ist eine nachvollziehbare und faire Gestaltung.

  5. Total-Rewards-Ansatz Ein ganzheitliches Konzept, das monetäre und nicht-monetäre Faktoren (Kultur, Entwicklung, Work-Life-Balance) miteinander verbindet. Nur so entsteht ein nachhaltiges Gesamtpaket, das langfristig überzeugt.


Fazit

Kleine und mittlere Unternehmen, die ihre Vergütung systematisch angehen, vermeiden interne Ungerechtigkeiten, schonen ihre Budgets und bleiben für Fachkräfte attraktiv. Mit analytischen Stellenbewertungen, klaren Gehaltsbändern, variablen Anreizen und einer durchdachten Gesamtstrategie (Total Rewards) schaffen sie ein faires, motivierendes Vergütungssystem. So lassen sich sowohl wichtige Talente gewinnen als auch die Loyalität des bestehenden Teams sichern.

 
 
 

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